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Modulares CAQ-System: Diese 13 Module benötigt jedes Unternehmen

Hand einer Frau verbindet Puzzelteile

Ein CAQ-System sorgt für die notwendige Qualitätssicherung in jeder Phase des Produktentstehungsprozess. Alle Phasen in einer einzigen Software zusammengenommen wäre zwar die „eierlegende Wollmilchsau“ und würde jeden Bereich der rechnergestützten Qualitätssicherung abdecken – jedoch von vielen Unternehmen schlichtweg nicht benötigt. Aufgrund der unterschiedlichen Daten und deren Auswertung ist eine CAQ-Software mit modularem Aufbau sinnvoll. Durch das Baukastenprinzip haben Unternehmen die Möglichkeit, die Module für sich zu nutzen, die sie auch tatsächlich benötigen.

Welche Bereiche eine CAQ-Software mit Modulen oder Tools abdecken sollte, lesen Sie im nachfolgenden Blogartikel.

Finden Sie die passenden Module

Um die passenden Module für Ihre Anforderungen zu finden, fragen Sie sich zunächst: Für welche Phasen in der Qualitätssicherung benötigen Sie digitale Unterstützung?

Häufig machen Unternehmen bereits hier den ersten Fehler, indem sie Anbieter für CAQ-Software nicht vergleichen. Welche Fehler Sie beim CAQ-Vergleich vermeiden sollten, lesen Sie hier.

Achten Sie darauf, dass das CAQ-System genügend Funktionen beinhaltet, um den gesamten PDCA-Regelkreis, also den Plan-Do-Check-Act-Regelkreis, abzudecken. Überlegen Sie, wie viele Mitarbeiter Sie an welchen Standorten beschäftigen und wie das CAQ-System Sie dahin bestmöglich unterstützen kann. Haben Sie beispielsweise in fremdsprachigen Ländern auch Unternehmensstandorte, sollte das CAQ-System auf die jeweilige Sprache einzustellen sein. Beziehen Sie alle Anforderungen aus den Fachabteilungen in Ihre Überlegungen mit ein.

Der CAQ-Software-Baukasten: Gestalten Sie Ihre eigene Software!

Sind Sie noch nicht sicher, ob Sie (in Zukunft) doch mehr Funktionen benötigen, ist eine modulare CAQ-Software einmal mehr im Vorteil: Diese CAQ-Lösung ist, gleich einem Baukasten, beliebig erweiterbar. Sie müssen nicht das komplette System besitzen, um sinnvoll und strukturiert arbeiten zu können. Meist werden die Daten in einer zentralen Datenbank gespeichert, auf die jedes Modul, das Sie verwenden oder erweiternd hinzufügen, auf die bereits vorhandenen Daten und Informationen zugreifen und Arbeitsprozesse immer weiter automatisieren und vereinfachen.

Die meisten CAQ-Systeme harmonieren außerdem mit Drittsoftware und stellen dafür Schnittstellen zur optimalen Nutzung zur Verfügung. Arbeiten Sie mit einem ERP- oder MES-System, so können Sie über eine entsprechende Schnittstelle die Daten in das CAQ-System übertragen.

Tipp: Lassen Sie sich nicht von der Menge unterschiedlicher Module blenden: Die Qualität wird nicht von der Anzahl der Module beeinflusst; viel wichtiger sind die darin enthaltenen Funktionen.

Diese Module sollte ein CAQ-System umfassen

Angelehnt an die entsprechenden Phasen, stellen wir Ihnen nachfolgend die 13 Module vor, die von Ihrem CAQ-System nach Möglichkeit unterstützt werden sollten, um eine Ergänzung jederzeit möglich zu machen und so Ihren gesamten Prozess in der Qualitätssicherung abzudecken.

1. Qualitätsvorausplanung / APQP

Um den „Start of Production“ (SOP) realistisch einschätzen und diesen wichtigen Termin später auch halten zu können, fordert der Kunde von seinem Lieferanten bereits in der Planungs- und Entwicklungsphase einen Zeitplan über die komplette Produktentwicklung. Mit Hilfe des Moduls APQP kann das Projekt vorausschauend geplant und terminiert werden. Terminabweichungen und Planungskonflikte werden ermittelt und ermöglichen Ihnen, rechtzeitiges Handeln sowie umfassende Schritte und Maßnahmen zur Qualitätssicherung einzuleiten.

2. Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA)

Die Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse dient der durchgängigen Prävention über den gesamten Produktlebenszyklus. Durch die systematische Erfassung von Fehlern, Fehlerfolgen sowie deren Ursachen wird schnell ersichtlich, wo der Schwerpunkt von Fehlern und somit Handlungsbedarf liegt.

Die softwarebasierte FMEA entwickelt sich mit Ihren Produkten oder Prozessen weiter. So können Sie z. B. in einem datenbankbasierten CAQ-System im Falle einer Reklamation auf die FMEA zugreifen und abgleichen, ob das aufgetretene Problem bereits benannt wurde. Falls nicht, kann dieses ergänzt werden. Sollte das Problem bereits aufgetreten und beschrieben sein, kann geprüft werden, ob entsprechende Maßnahmen festgelegt wurden oder diese gegebenenfalls noch definiert oder nachgeschärft werden müssen.

4. Prüf- und Control-Plan (PP / CP)

Reduzieren Sie Prüfkosten nachhaltig! Mit Hilfe der Digitalisierung Ihres Prüf- und Control-Plans können Sie Ihren Prüfplan schnell und fehlerfrei aus der technischen Zeichnung generieren. Der Prüfplan findet Anwendung für Wareneingang und Warenausgang, Zwischenprüfung und die Fertigungsbegleitende Prüfung. Durch den Abgleich des Prüfplans mit real aufgetretenen Fehlern haben Sie eine gute Grundlage, um über die Notwendigkeit einzelner Prüfungen zu entscheiden.

5. Wareneingang / Warenausgang

Qualitätsmängel, die bereits bei der Lieferung vorliegen, können den kompletten Fertigungsprozess beeinträchtigen und somit die Qualität des Produkts. Daher muss bereits beim Wareneingang sichergestellt werden, dass angelieferte Teile einwandfrei sind.

Mit einer digitalen Lösung können zur Optimierung des Prüfaufwands Stichproben- und Dynamisierungsverfahren im Prüfplan definiert werden. Durch eine Schnittstelle zu Ihren ERP- oder PPS-System können Stichproben automatisch ausgelöst werden.

Damit der Kunde seine Ware in der erwarteten Qualität erhält, stehen in einer digitalen Warenausgangsprüfung verschiedene Methoden und Techniken für die Endkontrolle zur Verfügung. Ist die Warenausgangsprüfung darüber hinaus mit dem Reklamationsmanagement verknüpft, werden die entdeckten Fehler oder Abweichungen direkt als Reklamation abgewickelt und eine Fehleranalyse in Gang gebracht.

6. Fertigungsbegleitende Prüfung / SPC

Mit der Fertigungsbegleitenden Prüfung erhalten die Mitarbeiter alle notwendigen Informationen, wie technische Zeichnung, Bilder, Prüfhinweise, Arbeitsanweisungen etc. So ermöglichen Sie Ihren Mitarbeitern die einfachere und gleichzeitig effizientere Arbeit. Die zentrale Speicherung aller gewonnenen Ergebnisse dient der umfangreichen Statistik und erweitert den unternehmensinternen Wissensspeicher. Durch Aktualisierung des Prüfplans vermeiden Sie zukünftige Fehler.

7. Erstmusterprüfbericht (EMPB)

Bevor ein Bauteil in Serienproduktion gehen kann, fordert der Kunde vom Lieferanten einen sogenannten Erstmusterprüfbericht. Hierfür werden in einer Vorserie unter realen Produktionsbedingungen die geplanten Bauteile in geringer Stückzahl, den Erstmustern, produziert und vermessen bzw. geprüft. Mit dem digitalen Erstmusterprüfbericht stellen Sie sicher, dass alle Prüfergebnisse zu den vorgegebenen Spezifikationen vollständig dokumentiert und bewertet werden. Durch Integration in die Supply Chain wird die Kommunikation zwischen Kunde und Lieferant(en) die Basis einer gemeinsamen Serienproduktion.

8. Prüfmittelverwaltung

Eine Prüfung macht nur dann Sinn, wenn das richtige Prüfmittel eingesetzt wird. Daher ist es sinnvoll, die Prüfmittelverwaltung in die Prüfplanung zu integrieren. Hier wird hinterlegt, welche Prüfmittel für welche Art der Überprüfung sinnvoll sind. Ein Schwerpunkt der digitalen Prüfmittelverwaltung ist die Überwachung der Prüfzyklen. Damit stellen Sie sicher, dass nur kalibrierte Prüfmittel zum Einsatz kommen.

9. Auditmanagement

Die Planung und Organisation von Audits erfordern in der Regel ein hohes Maß an Organisation. Im Rahmen des Qualitätsmanagements wird überprüft, ob die geforderten Standards, wie Prozessvorgaben, Anforderungen und Richtlinien, eingehalten werden. Digitale Audit-Tools helfen dabei, den Dokumentations- und Überwachungsaufwand zu reduzieren. Durch ein integriertes Maßnahmenmanagement wird die Überwachung des Auditprozesses vereinfacht.

10. Reklamationsmanagement

Sollte ein Produkt nicht den gewünschten Kundenanforderungen entsprechen und reklamiert werden, sorgt ein digitales Reklamationsmanagement für eine schnelle Reaktion und eine reibungslose Abwicklung. Ausgewählte CAQ-Lösungen bieten bereits bewährte Methoden innerhalb des Systems, welche Sie bei der Fehleranalyse und Problemlösung unterstützen. Im Anschluss können Sie in der Regel direkt die erforderlichen Maßnahmen planen. Eine zentrale Datenbank hilft dabei, dass identische oder ähnliche Reklamationen schnell erkannt werden und weist direkt auf die entsprechende Lösung hin. Durch eine Verknüpfung mit anderen Modulen (z. B. FMEA, Prüfplanung, Fertigungsbegleitende Prüfung usw.) wird der Fehler automatisch in die Planung weitergeleitet, sodass Wiederholfehler vermieden und ein durchgängiger Qualitätsregelkreis gewährleistet werden kann.

11. Lieferantenbewertung

Mit der digitalen Lieferantenbewertung können Sie die Zusammenarbeit mit Ihren Lieferanten direkt bewerten, sodass ersichtlich wird, wer eine konstant hohe Qualität liefert und mit wem Sie künftig verstärkt zusammenarbeiten möchten. Dadurch erleichtern sich Unternehmen die Wahl eines passenden Lieferanten bzw. können gezielte Maßnahmen zur Lieferantenentwicklung einleiten.

12. Maßnahmenmanagement

Das digitale Maßnahmenmanagement sollte vor allem eins können: Informationen aus allen Vorgängen des CAQ-Systems zusammentragen und dabei auf sämtliche Prozesse und Daten zugreifen, die Maßnahmen enthalten. Sie erhalten dadurch einen optimalen Überblick über alle Maßnahmen sowie den aktuellen Stand und können den Verlauf unkompliziert verfolgen. Durch die Definition vorgangsunabhängiger Maßnahmen lässt sich die Organisation eigener Aufgaben optimieren. Eine Filterfunktion innerhalb des Moduls lässt Sie gezielt Maßnahmen überwachen und ermöglicht Ihnen somit Ressourcen und Zeitpläne zu optimieren.

Der größte Vorteil der digitalen Lösung liegt in der gesteigerten Sicherheit: Einmal gespeicherte Daten zu Maßnahmen können nicht mehr verlorengehen. Mit einer automatischen Erinnerungsfunktion warnt das System bei nicht bearbeiteten Maßnahmen oder überschrittenen Terminen – die Fehlerminimierung zur Qualitätssicherung steht auch hier im Vordergrund.

13. Reporting und Auswertungsmöglichkeiten

Auch beim Reporting und den Auswertungsmöglichkeiten bietet ein CAQ-System enorme Vorteile. Sie erhalten einen zentralen Zugriff auf alle Module, die für die Erstellung Ihrer Auswertungen relevant sind – dazu gehören bspw. das Reklamationsmanagement, Audit oder APQP. Je nach CAQ-Software gibt es eine große Anzahl an vordefinierten Auswertungsmöglichkeiten. Dies ermöglich Ihnen rasch erstellbare Auswertungen, Prognosen für die Zukunft und damit frühzeitige Warnungen bei Grenzüberschreitungen.

Vergleichen Sie ausführlich – die gewählten Möglichkeiten sollten zu den Anforderungen Ihres Unternehmens passen.

Sinnvolle Ergänzungen für Ihr CAQ-System

Um im CAQ-System sicher und nachvollziehbar arbeiten zu können, sollten folgende Basisfunktionen zur Verfügung stehen:

  • Integriertes Zeichnungs- und Änderungsmanagement
  • Hinterlegen von Toleranznormen
  • Differenzierte Rechteverwaltung
  • Versionierung von Vorgängen
  • Lenkung von Dokumenten
  • Intergierte Maßnahmenverfolgung
  • Reportdesigner mit individuellen Berichten

Fazit

CAQ-Systeme bieten erhebliche Vorteile bei der digitalen Qualitätssicherung Ihrer Produktionsprozesse. Modulare CAQ-Software ist insbesondere für Unternehmen sinnvoll, die die Flexibilität von Ergänzungen schätzen und die Möglichkeit nutzen möchten, nach und nach ihre Prozesse zu digitalisieren. Die Erweiterung um einzelne Module macht das CAQ-System zu genau der Software, die Ihr Unternehmen zum jeweiligen Zeitpunkt benötigt. So können Unternehmen mit den für sie wichtigsten Modulen starten und ihr System nach und nach zu einer voll untereinander vernetzten Wissensdatenbank ausbauen.

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